Caritas 2037: Ein mutiges Zukunftsinterview mit Dr. Susanne Pauser und Nadja Lück

Wie verändert sich die Welt bis 2037? Wie beeinflusst das die Arbeit der Caritas? Und wie kann die Caritas selbst Gesellschaft mitgestalten? Diesen zentralen Fragen stellen sich Dr. Susanne Pauser (Vorständin für Personal und Digitales beim Deutschen Caritasverband) und Nadja Lück (Regionalleiterin der Caritas Schwarzwald-Alb-Donau) in einem außergewöhnliches Interview.

Bevor das Interview begann, unternahmen wir gemeinsam mit Dr. Susanne Pauser und Nadja Lück eine „Traumreise“ ins Jahr 2037. In unserer KI-generierten Zukunftsvision hat sich die Caritas stark gewandelt: Bürokratie wurde durch digitale Assistenten und KI entlastet, neue Berufsbilder entstanden und Begegnungsräume statt Verwaltungsgebäude prägen den Arbeitsalltag. Pflegekräfte, Sozialarbeitende und Quereinsteiger*innen arbeiten in vielfältigen Teams, unterstützt von KI und Robotik, aber mit mehr Zeit für das, was bleibt: menschliche Nähe und echte Empathie. Dieses Szenario diente als Ausgangspunkt für das Interview, zu dem wir beide Führungskräfte eingeladen haben, aus der „Zukunft“ auf das Jahr 2025 zurückzublicken und ihre Eindrücke auf die verändernde Zeitspanne zu schildern.

Lesezeit: ca. 15 Min.

Stephanie Agethen (SA): Liebe Frau Pauser, liebe Frau Lück, wir blicken auf zwölf bewegte Jahre bei der Caritas zurück. Wie fühlen Sie sich jetzt, in der Caritas im Jahr 2037?

Dr. Susanne Pauser (SP): Ich fühle mich im Jahr 2037 etwas entspannter als 2025, weil wir die Übergangszeit, in der analog und digital zusammentreffen – wo alte Berufsbilder und neue Hoffnungen kollidieren – hinter uns gelassen haben. Diese Ambiguität, oft Ambidextrie genannt, also beidhändiges Führen und Agieren, ist nicht mehr so präsent. Die Zielkonflikte, die uns damals noch zu schaffen machten, sind heute weitgehend weg. Wir haben eine Fokussierung geschaffen. Das, was uns vorher lästig war, liegt hinter uns, und die Aufgaben, die wir als unsere identifiziert haben, erledigen wir effizienter.

“Der Berg der Herausforderungen, vor dem wir damals standen, liegt hinter uns.” Nadja Lück

SA: Frau Lück, wie sehen Sie das?

Nadja Lück (NL): Ich kann beide Perspektiven nachvollziehen. An manchen Stellen habe ich gedacht: “Ok, so weit weg von dem, wo wir 2025 sind, fühlt es sich gar nicht”. (Frau Pauser zeigt beide Daumen hoch). Es gibt viele Anknüpfungspunkte. Frau Pauser hat es gut beschrieben: Der Berg der Herausforderungen, vor dem wir damals standen, liegt hinter uns. Wir gehen auf sichtbaren Wegen, ohne dass uns ständig Hügel die Sicht versperren. Manche Ideen klangen damals fast wie eine Traumwelt – zum Beispiel Community- und Beziehungsmanagement gezielt in den Fokus zu stellen, Verwaltungsprozesse zu verschlanken und die Chancen zu nutzen, um die menschlichen Beziehungen in den Mittelpunkt zu rücken. Heute im Jahr 2037 ist soziale Arbeit bei der Caritas attraktiv – nicht nur wegen des Inhalts, sondern auch, weil sie anerkannt wird.

SA: Wir möchten Ihnen gern ein Zitat vorlesen, das uns zu diesem Interview mit Ihnen beiden inspiriert hat, es ist aus einem Spiegel-Interview mit der KI-Investorin Jeanette zu Fürstenberg: 

In unserer alternden Gesellschaft müssen wir dahin kommen, dass wir Krankenpflegern und allen, die Arbeit verrichten, die eine KI nie wird machen können, die notwendige Anerkennung beimessen. Krankenpfleger werden künftig viel wichtiger als Aktienanalysten, das kann KI besser.[1]

In unserem KI-Zukunftsszenario Caritas 2037 haben wir dies weitergedacht und nehmen an, dass die Gesellschaft bis 2037 die Anerkennung für Pflege- und Sozialmitarbeitende zunehmend spürbar macht und sich das dann auch der Bezahlung niederschlägt.

SP: Ich merke, dass ich mit diesem Narrativ echte Schwierigkeiten habe. Ich glaube, wir schwätzen uns da heute (in 2025, Anm.d.Red.) manchmal schwächer, als wir sind. Klar, die Rahmenbedingungen sind herausfordernd — durch Vorgaben, Bürokratie, Dokumentation — aber ich tue mich schwer mit der Aussage, dass unsere Mitarbeitenden ganz grundsätzlich nicht genügend wertgeschätzt und anerkannt werden. Ich sehe, dass sich die Gesellschaft verändert, dass Respekt in Teilen durch “me, myself, and I“ verloren geht. Wir sollten vorsichtig sein, dies als dauerhafte Defizite darzustellen. Gehalt ist ein Teil der Wertschätzung, und wir sollten nicht nur klagen, denn verglichen mit manchen Branchen der Privatwirtschaft sind unsere Rahmenbedingungen wirklich gut. Wir versuchen, Innovationen zu schaffen, machen politische Arbeit und holen Modellprojekte an Bord. Eine klare Empfehlung an Kinder heute könnte ja auch sein: „Studiert nicht zwangsläufig Informatik, sondern lernt ein Handwerk oder Pflege – diese Berufe sind nah am Menschen und haben klare Chancen.“ Ich möchte da eine positive Geschichte vertreten.

“Im Jahr 2037 hat sich eine veränderte gesellschaftliche Haltung zur sorgenden Gesellschaft eingestellt.” Nadja Lück

NL: Für mich beschreibt auch dieses Zitat eher 2025, nicht 2037. Corona hat eine enorme Wirkung auf Wahrnehmung, Anerkennung von systemrelevanten Berufen und Gehälter gehabt, das müssen wir klar sagen. Im Jahr 2037 hat sich eine veränderte gesellschaftliche Haltung zur sorgenden Gesellschaft eingestellt – auch durch normative Kraft. Die Zahl der Pflegekräfte bleibt begrenzt, und wir müssen das gemeinsam lösen, ähnlich dem Prozess des Kindererziehens. Früher funktionierten unsere Systeme oft starr mit Belegungsvorgaben und Sozialhilfe-Finanzierung. Heute haben wir verstanden, dass wir einfache und flexible Finanzierungssysteme brauchen, die Wechsel zwischen stationärer, ambulanter und familiärer Pflege ermöglichen. Unser Beitrag war es, KI gesellschaftlich zu verankern – weil auch die Familien anerkennen: “wir geben unsere Alten nicht einfach irgendwo ab und dann war’s das.” Die jüngeren Generationen müssen mithelfen, freiwillige Dienste sind entscheidend, und das erreicht man nicht allein mit humanoiden Robotern.

SP: Ich glaube, das ist das Große, was bis 2037 passiert ist, da bin ich bei Ihnen, Frau Lück: Uns hat die Realität eingeholt. Wir mussten neue Wege gehen, Mut entwickeln und Ängste, z.B. vor Datenschutz überwinden. Toll an der Vision ist ja die viel höhere Selbstverständlichkeit im Umgang mit Technik und weniger Angst. Früher ging es noch zu oft um Grenzen und Angst, zu wenig um Mut und Aufbruch. Die Entscheidung, mit Daten bewusst Risiken einzugehen, ist selbst ein Risiko – aber nichts zu tun ist ebenfalls gefährlich. Das gefällt mir an der Vision: mehr Entspannung, mehr Selbstverständlichkeit, mehr Mut zur Technik. Diese Veränderung schont unsere Berufe, denn sie bleiben wertvoll – ganz anders als z.B. in der IT, wo viele Jobs durch KI weggefallen sind.

Johanna Koetter (JK): Neben Gesellschaft und Organisation spielte auch die Politik eine wichtige Rolle, besonders bei der Finanzierung von Digitalisierung, Fachkräftegewinnung und Ausbildungsförderung.

SP: Absolut. Volkswirtschaftliche Finanzierbarkeit war ein großes Thema. Wir generierten Steuern über Löhne, aber wir brauchten weitere Einnahmequellen, etwa eine Digitalsteuer – das hielte ich für richtig

JK: Bleiben wir im Jahr 2037: Gab es einen „Turning Point“, an dem Sie das Gefühl hatten, dass sich in den Köpfen wirklich was verändert hat?

SP: Der Wendepunkt war für mich die Novellierung der Datenschutzgrundverordnung 2028: Datenschutz entwickelte sich vom Rechtsrisiko zum Möglichkeitsraum. Das war ein echter Wendepunkt.

NL: (schmunzelt) Für mich war es, als wir im Leitungsteam gemeinsam entdeckten, dass wir unsere Stellen nicht mehr gut besetzen konnten, und beschlossen, Quereinsteigerinnen und neue Qualifizierungswege einzuführen. Wir verabschiedeten uns von der starren Abschlussorientierung und holten Menschen rein, die anderes mitbringen: Pflegewirtschaft, IT-Projektmanagement, Community Management, KI-Anwendungen – Hauptsache, sie wollen die Caritas und haben Kompetenzen. So entfernten wir uns von der Rolle als verlängerter Behörde, die nur nach formalen Abschlüssen rekrutiert.

“Der Slogan, der uns half: „Empathie ersetzt Bachelor“ – Kompetenz ersetzt formellen Abschluss.” Susanne Pauser

SP: Ja, seit 2030 gilt es als Caritas-Vorgabe, auf formelle Abschlüsse zu verzichten und die Einschätzung der jeweiligen Einrichtung zu akzeptieren. Der Slogan, der uns half: „Empathie ersetzt Bachelor“ – Kompetenz ersetzt formellen Abschluss.

JK: Was waren die größten Herausforderungen für Sie in der Mitarbeiterführung und Organisationskultur?

SP: Die Überzeugungsarbeit weg von Umschulungen für einzelne Menschen hin zu Organisationsentwicklung war eine große Herausforderung. Einrichtungen mussten das Recht und Risiko erhalten, jemanden einzustellen, der nicht nur umgeschult ist, sondern langfristig gecoacht wird. Dafür gab es dann von der Politik großzügige Finanzierung in Pauschalen, ohne Stundenzettel.

NL: Ich erinnere mich an unterschiedlichste anstrengende Momente. Ein wesentlicher war aber die Kolleg*innen davon zu überzeugen, dass wir mit dem, was wir mit Unterstützung von KI, mit Robotern und der Reduzierung von Verwaltungsanteilen, uns nicht verschlechtern. Die Überzeugungsarbeit, dass die KI eine Kolleg*in ist, und keine Konkurrenz, war mühselig. Auch die Gespräche mit Mitarbeitenden, die gerne in der Verwaltung gearbeitet haben, waren schwierig. Diese haben sich besonders schwer getan damit, in andere Arbeitsfelder zu gehen. Sie konnten sich bis dahin gar nicht vorstellen, an der/dem Patient*in oder Klient*in zu arbeiten. Diese Unterhaltungen waren schwierig. Die Überzeugungsarbeit hat lange gedauert, und es gab auch Menschen, die gesagt haben: “Das ist nicht mehr meine Caritas, da will ich nicht mehr sein”.

JK: Gab es einen bestimmten Moment, an dem Sie gemerkt haben: „der Groschen ist gefallen“?

NL: Ja, im Grunde war das an den Punkten, wo im Kollegium anhand von ganz praktischen Beispielen klar geworden ist, die KI ist auch gut für uns. Ich erinnere mich an einen Moment, als unsere KI frühzeitig eine Diagnose gestellt hat. Im Reflektionsgespräch danach waren sich alle einig: Das Risiko für eine Sepsis hat die KI-Kolleg*in festgestellt und alle anderen Kolleg*innen wussten: Wir hätten es erst in dem Moment erkannt, in dem es eingetreten wäre.

“Es war schwer, aber wir sind diesen Weg gegangen.” Susanne Pauser

SP: Rückblickend war auch das Verlassen der alten „Heimat“, also das Aufgeben vertrauter Räume und das Entstehen neuer Begegnungsorte, auch außerhalb der Caritas-Häuser, mitten in der „Caring Community“, ein großer Schritt. Das war für viele schmerzhaft, aber notwendig. Die Transformation wurde dadurch richtig greifbar. Es war schwer, aber wir sind diesen Weg gegangen.

NL: Genau, wichtig war auch das gemeinsame Trauern um die alte „Heimat“ und das Loslassen liebgewonnener Dinge. Die Arbeitswelten unterscheiden sich heute im Jahr 2037 stark. Anfangs gab es Skepsis, aber dann wurde klar: “Wow! Der Schritt zur Caritas ist ein Schritt in die Zukunft.”

SP: Ich denke da auch an den Umgang mit Hierarchie. In 2025 waren wir, besonders an den Schnittstellen zur verfassten Kirche, noch höchst hierarchisch: “Wer darf wen wie anschreiben?” – das war ein großes Thema. In 2037 haben wir eine andere Kommunikation. Hierarchie ist auch heute noch Teil einer Organisation, da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Aber das Kommunizieren aus der Kompetenz heraus, statt aus der Organisationsebene, das ist heute anders. Nur so konnten wir Ressourcen aktivieren, Schnittstellen verbessern und gut mit Engagierten und Ehrenamtlichen kooperieren. Da bin ich bei Frau Lück: wir sind weit gegangen und viel besser geworden.

SA: Wir haben mal in eine Zeitung aus dem Jahr 2037 geschaut. Darin steht: „Die Caritas macht wieder genau das, wofür sie gegründet wurde: Sie ist ganz für die Menschen da und traut sich als eine der wenigen Organisationen noch reale Begegnungen und sogar Berührungen und im ursprünglichen Sinne Nächstenliebe – und damit ist die Caritas wohl die wertvollste Vertreterin der neuen Wertehaltung.” Was löst dieses Zitat aus unserem Zukunftsszenario bei Ihnen aus?

“Wir machen immer noch das, wofür wir gegründet worden sind, aber vielleicht in unterschiedlichen Aggregatszuständen.” Susanne Pauser

SP: Ja, wir machen immer noch das, wofür wir gegründet worden sind, aber vielleicht in unterschiedlichen Aggregatszuständen und in unterschiedlichen Strukturen und mit unterschiedlichen Methoden. Ich glaube, wenn wir es schaffen, noch stärker zu den Wurzeln zurückzugehen, ganz stark als Personen da zu sein, tatsächliche zu berühren – dann sind wir gut unterwegs. Das würde ich voll unterschreiben.

NL: Wenn ich auf das Zitat schaue, fällt mir auf, dass da steht, “die Caritas macht wieder genau das, wofür sie gegründet wurde.” Ich würde entgegnen: “die Caritas macht das, wofür sie gegründet wurde, auch in den vergangenen 12 Jahren”. Ich würde sagen, wir sind da, um gute Lösungen für dringende Herausforderungen zu finden und um zu dienen. Insofern: volle Zustimmung, mit meiner Änderung.

SP: Darf ich das Weiterdenken und das Zitat ebenfalls abwandeln? „Die Menschen in der Caritas machen wieder genau das, wofür sie eingestellt wurden: sie sind ganz für die Menschen da und trauen sich reale Begegnungen und sogar Berührungen und im ursprünglichen Sinne Nächstenliebe zu leben – und damit ist die Caritas wohl die wertvollste Vertreterin der neuen Wertehaltung.” (Lück nickt zustimmend)

JK: Frau Lück, bei der Caritas Schwarzwald-Alb-Donau leben Sie an der Basis ganz besonders diese Werte, von denen in dem zitierten Zeitungsartikel die Rede ist. Was hat die gestiegene gesellschaftliche Anerkennung mit Ihren Mitarbeitenden vor Ort gemacht?

“Die Mitarbeitenden sind sehr zufrieden damit, wie sie den Alltag ihrer Arbeit aktiv ohne die ständigen Vorschriften und Anleitungen gestalten können.” Nadja Lück

NL: Es gibt eine hohe Zufriedenheit damit, selbstwirksam und autark arbeiten zu können: Man ist miteinander vernetzt, kann dadurch auch Gemeinschaft leben. Es gibt gemeinsame Zeiten und gemeinsame Erlebnisse in den Teams, die über das berufliche Tun hinausgehen. Die Mitarbeitenden sind sehr zufrieden damit, wie sie den Alltag ihrer Arbeit aktiv ohne die ständigen Vorschriften und Anleitungen gestalten können. Auch wenn es schwierig wird, berät man sich gemeinsam im Kollegium und kommt zu guten Lösungen. Besonders hoch ist die Zufriedenheit dort, wo Menschen sich zum Beispiel im ambulant pflegerischen Bereich die Arbeit und Zeit selbst einteilen können und nicht mehr mit der Stoppuhr in der Hand fahren müssen.

JK: Frau Pauser, könnten Sie das, was was Frau Lück gerade von der Regionalebene gespiegelt hat, nochmal von der Bundes- bzw. von der politischen Ebene aus beleuchten?

SP: Ich finde, dass unsere Caritas-Bundesebene im Jahr 2037 anders arbeiten könnte: Wir haben uns nochmal stärker aufgestellt was unsere interne und externe Kommunikation, was Informationsweitergabe und was Aktualität und Geschwindigkeit angeht. Vielleicht sind wir auch fokussierter geworden. Wir haben uns in den 12 Jahren öfter gefragt “ist alles wichtig und richtig, was wir tun?” Wir versuchten 2025 immer alles mit immer weniger Mitteln und Ressourcen zu bedienen. Da sind wir heute anders. Wir sind kommunikationsstärker, wir bespielen sehr aktiv unsere Netzwerke und sind nicht in jeder Fachlichkeit tief drin, denn dafür haben wir unsere Kolleg*innen in den verschiedenen fachlichen und verbandlichen Strukturen.

SA: Frau Lück, Frau Pauser – ich bringe Sie nun wieder zurück in die Gegenwart, ins Jahr 2025: Sie sollen fiktiv eine gemeinsame Keynote für den Caritaskongress 2026 zum Thema Zukunftskompetenzen vorbereiten. Was möchten Sie vermitteln?

“Es geht um das Thema Mut, Vertrauen in Menschen und ihre persönlichen Entwicklungshaltungen.” Nadja Lück

NL: Ich weiß gar nicht, ob ich es Kompetenzen nennen würde. Ich würde sagen, es geht um Haltung. Es geht um das Thema Mut, Vertrauen in Menschen und ihre persönlichen Entwicklungshaltungen. Es geht um Mut für neue Wege und gute Entscheidungen und Mut um Dinge loszulassen. Das was wir vorhin beim Verlassen der alten „Heimat“ als mutig und überzeugt zu sein, beschrieben haben. Dass man eine vertraute Umgebung neu schaffen kann; dass sie dann vielleicht anders aussehen kann, aber trotzdem gut ist. Dann gibt es noch eine Eigenschaft, die haben Sie vorhin schon genannt, Frau Pauser: das Thema Ambidextrie wird uns nie ganz verlassen, weil es immer ein Thema sein wird. Diese Beidhändigkeit, im Hier und Jetzt fokussiert zu sein, aber auch in die Zukunft blicken zu können und sich Dinge vorzustellen, die noch nicht da sind.

SP: Dem stimme ich voll zu. Wir brauchen Mut, auch in die Vergangenheit zu blicken – nicht um Asche zu bewahren, sondern um das Feuer weiterzutragen. Wir sollten uns immer fragen: Wo ist akute Not? Hier möchte ich um Mut und um den Heiligen Geist ringen. Wo schwebt der gerade? Auch diese Wurzeln, unsere spirituellen, geistlichen Wurzeln als Caritas, sind zukunftsfähig – davon bin ich überzeugt. Wir haben einen Schatz, den wir hegen und pflegen sollten und der uns Kraft gibt.   

SA: Sie sind heute in die Zukunft gereist, ins Jahr 2037. Was möchten Sie denn Ihren Kolleg*innen beim Caritaskongress aus der Zukunft erzählen?

SP: Mir fällt da der gute, alte Spruch ein: Heiter weiter!

SA: Heißt, wir sind auf dem richtigen Weg?

SP: …begeistert weiter, ja!

SA: Frau Lück, welches Learning aus der Zukunft würden Sie teilen?

NL: Bei mir dreht es sich auch um Mut. Sich nicht entmutigen zu lassen, sondern mutig Entscheidungen zu treffen und diese miteinander umzusetzen. Mut, bei uns zu bleiben, bei unseren Wurzeln, das tolle Zitat im Blick habend. Ich fand das wichtig, was Sie gesagt haben, Frau Pauser: Wir haben eine Spiritualität, die unterscheidet uns, die sollten wir uns bewahren, denn sie ist wertvoll. Wir sollten sie vielfältig leben und miteinander.

SA: Vielen Dank für diesen Mutdialog!


[1] Künstliche Intelligenz: Investorin Jeannette zu Fürstenberg sieht große Chancen für Deutschland – DER SPIEGEL, Stand: 8.8.2025

v.l.n.r.: Susanne Pauser, Johanna Koetter, Stephanie Agethen, Nadja Lück im Interview

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