Daten, bitte – wie wir ein KI-Tool entwickelt haben und was wir dabei über Daten in der Caritas gelernt haben

Bei künstlicher Intelligenz (KI) denken viele an Science Fiction, dabei ist diese Technologie inzwischen in unseren Alltagen angekommen. Unsere Handys erkennen Gesichter auf Bildern, unsere Banken erkennen automatisch verdächtige Bewegungen auf unseren Konten, und wenn wir im Internet etwas bestellen, liegt das zum Teil auch daran, dass uns eine KI den bestellten Gegenstand vorgestellt hat.

Auch in der Caritas spielt KI eine Rolle, unter anderem bei CariFix. CariFix ist ein Werkzeug, das Beratenden dabei hilft, die große Expertise der Caritas anzuzapfen – man kann CariFix eine Frage stellen und bekommt Expert_innen in der Caritas vorgeschlagen, die diese Frage beantworten können. Unser Testlauf zeigt: das System funktioniert und die Nutzenden haben gutes Feedback gegeben! Das ist super, und wir möchten CariFix gerne weiterentwickeln. Ideen dafür gibt es bereits.

Wir haben aber auch übergeordnet darüber nachgedacht, wie in der Caritas mit Daten gearbeitet wird und was es uns erleichtern würde, in Zukunft selbst mehr spannende Tools wie CariFix zu entwickeln. Aus der Arbeit an CariFix und einigen begleitenden Themen (wie etwa einem Workshop zu „Storytelling mit Daten“) haben wir gelernt, dass es einige Dinge braucht, um mit KI erfolgreich zu werden:

  • Daten, denn aus diesen Daten „lernt“ das KI-System, welche Antworten es geben muss, wie es Fragen versteht, und wer die Expert_innen sind
  • Daraus abgeleitet eine Darstellung des Wissens der Caritas, wir nennen das Ontologie
  • Gleichzeitig wollen und müssen wir den Datenschutz berücksichtigen, wir haben das durch einen datensparsamen Ansatz gelöst
  • Eine digitale und IT-Infrastruktur, auf der das System laufen kann
  • Die Möglichkeit, verbandsübergreifend vernetzt zu arbeiten
  • Und letztlich auch die Fähigkeit, zu experimentieren und sich so dem strategischen Produktziel zu nähern

Einige der wichtigsten Erkenntnisse möchten wir hier kurz darstellen und verweisen für alle Interessierten gleich auf die Abschlussdokumentation von Modul 2.

CariFix – Expertiseontologie und KI… wie bitte?

Zunächst einmal das wichtigste: egal, wie CariFix hinter den Kulissen funktioniert, der Testlauf war ein Erfolg. Die Testenden konnten Profile anlegen, die ihre Expertise darstellten (sogar automatisch aus Crea-Client). Man konnte dem System Fragen stellen in ganz normaler Sprache und bekam hilfreiche Antworten: Verweise auf Wissensressourcen und auf Expert_innen, die die Frage beantworten können.

Für die Weiterentwicklung von CariFix haben wir viele Ideen, wie etwa eine technologische Verbesserung, aber auch die Schärfung des Geschäftsmodells – schließlich muss auch CariFix nahhaltig finanziert und verankert werden.

Die technologischen Grundlagen von CariFix liegen einerseits in einer Ontologie und andererseits in der Spracherkennung. Unter einer Ontologie verstehen wir symbolisch gesagt eine Landkarte aller Begriffe und Themen, die in der Caritas eine Rolle spielen, und wie sie zusammenhängen. Mehr zu Ontologien kann man hier nachlesen. Spracherkennung wiederum ist eine Methodik aus der Welt der künstlichen Intelligenz bzw. genauer des maschinellen Lernens. Dadurch können aus unserer alltäglichen Sprache Informationen automatisch maschinenverständlich gewonnen und verarbeitet werden. Zusammen ergeben sich daraus viele Möglichkeiten, mit „smarten“ Technologien einen Mehrwert für die Caritas zu bieten. Diese Möglichkeiten möchten wir weiter erkunden, was uns zu den übergeordneten Erfahrungen im Projekt führt.

Wie ist das denn nun mit Daten in der Caritas?

Die Caritas ist eine sehr heterogene Organisation – die einzelnen Verbände können unabhängig agieren und so bestmöglich auf die Anforderungen vor Ort reagieren. Ein großer Vorteil für die Gesamtorganisation! Auf der anderen Seite kann diese Unabhängigkeit auch ein Hindernis sein, wie etwa bei verbandsübergreifenden Vorhaben. Wir glauben, dass es der Caritas helfen würde, eine gemeinsame Herangehensweise zum Thema Daten zu finden. Dabei muss es gar nicht um strenge Standards und verpflichtende Tools gehen. Vielmehr sollte eine gemeinsame Haltung der Organisation gefunden werden, wie sehr wir uns für die künftige Arbeit mit datengetriebenen digitalen Werkzeugen bereit machen wollen. Dazu gehören dann auch Fragen wie etwa nach einer gemeinsamen IT-Struktur und Schnittstellen zwischen den diversen Fachverfahren und Datenbanken, die wir nutzen. Die dadurch entstehende bundesweite Vernetzung ist für viele von uns attraktiv und sollte auch außerhalb der Welt digitaler Werkzeuge weiter ausgebaut werden.

Es gibt aber auch viele Erfahrungen, die uns ermutigen, den Weg zur datengetriebenen Organisation weiter zu beschreiten: zum Beispiel haben wir gelernt, dass wir sehr gut die Vorgaben des Datenschutzes einhalten können und gleichzeitig moderne KI-Methoden nutzen können, indem wir von Anfang an datensparsam arbeiten. Das bedeutet, dass wir im Design der Anwendungen schon mitdenken, nur die wichtigen Daten überhaupt zu erheben, anstatt erstmal alle denkbaren Daten einzusammeln.

Ein weiterer Aspekt ist unsere Fähigkeit, gleichzeitig ein übergeordnetes strategisches Ziel zu verfolgen und im Kleinen schrittweise zu experimentieren und zu lernen. Möglich wird das durch eine gute Fehlerkultur und die enge Verzahnung von Experimenten (wie etwa der iterativen Entwicklung eines KI-Tools) und dem Großen Ganzen (also dem Wunsch, Beratende zu vernetzen und die Arbeit mit Daten voranzutreiben).

Und was bedeutet das für mich?

Als Mitarbeitende der Caritas können wir alle von Daten profitieren: vielleicht bekommen wir hilfreiche Werkzeuge wie CariFix an die Hand, vielleicht können wir schneller auf politische Anfragen reagieren, vielleicht können wir unsere Vorhaben genauer planen. In jedem Fall muss es uns am Ende helfen, unsere Arbeit gut zu machen. Wenn wir Ratsuchenden schneller und bessere Ratschläge geben können, wenn wir nicht zu viel Zeit für Dokumentationen und Planungen verwenden sondern sie stattdessen für direkte soziale Tätigkeiten nutzen können, und wenn wir als Gesamtorganisation genauer wissen, worauf wir achten müssen – dann haben wir profitiert.

Eine moderne, digitale Arbeit mit Daten wird uns dabei in jedem Fall helfen – und dabei auch Veränderungen des Gewohnten mit sich bringen.

Text von Robin Schlenga.

Mehr zum Thema “Lernende Systeme und KI in der sozialen Arbeit” gibt es auf der Projektseite unter: caritas-digital.de/projekte/lernende-systeme-in-der-beratung

1 Comment

  1. Danke für die Einblicke, wie man KI sinnvoll für die eigenen Prozesse integriert. Im Bereich Digital Marketing nutzen wir KI, um Prozesse noch schneller, transparenter und effizienter zu gestalten und das funktioniert. Ohne geeignete Schnittstellen wird es heutzutage schwierig. Die Systeme sind an sich nciht isoliert und hängen zusammen.

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