Immer mehr Menschen nutzen Messenger wie WhatsApp für ihre Kommunikation. Auch die Caritas.
Messenger funktionieren wie eine Handy-Standleitung unter Freunden und Bekannten. Wer mit seinem Smartphone online ist, kann ohne Zusatzkosten hin- und hertexten, Bilder oder Videos tauschen. Im Unterschied zu sozialen Netzwerken findet das nicht (teil-)öffentlich, sondern privat statt. Jugendliche kehren Facebook in Scharen den Rücken, weil sie mit Messengern “unbeobachtet kommunizieren” wollen. Aber auch weniger technikaffine Menschen nutzen diese Dienste in steigender Zahl. Der Trainingsbeginn verschiebt sich um eine halbe Stunde? Kurze WhatsApp an alle Teilnehmer. Wochenendplanung im Freundeskreis? Absprachen gehen kaum bequemer.
Schnelle Kommunikation mit geringem Datenschutz
Maike Janssen (Wigwam, Berlin) berichtete bei der Caritas-Digital-Werkstatt über den Siegeszug der Messaging-Dienste und stellte Anbieter wie WhatsApp, Threema oder Snapchat vor.
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Beim Blick auf den Datenschutz zeigt sich schnell, dass von “unbeobachtet” nicht die Rede sein kann. Das fängt mit der Installation von WhatsApp auf dem Smartphone an. Maike berichtete dazu aus eigener Erfahrung: Eine ihrer ersten WhatsApp-Nachrichten bekam sie von ihrem Hausmeister. Denn wie alle, die Maikes Mobilnummer im Handy gespeichert haben, bekam auch er sofort mit, dass sie nun auch “dabei” war. Er nutzte die Gelegenheit für sein Terminmanagement. Andere Anbieter haben einen besseren Datenschutz, doch wer ihre Dienste nutzt, kann recht einsam dastehen – so auch die Erfahrung der Teilnehmer in Maikes Session. Die Masse tummelt sich eben bei WhatsApp.
Auf der Plattform laufen auch die ersten Messenger-Einsätze der Caritas:
- Die Freiwilligen Sozialen Dienste (FSD) im Bistum Münster haben WhatsApp-Gruppen. Matthias Lütke-Wenning hat sie eingerichtet, damit sich die Engagierten darüber austauschen können. Er warf die Frage auf, wer für die Kommunikation und die Inhalte verantwortlich sei. Immerhin gebe es kein Impressum und damit auch keinen rechtlichen Rahmen wie auf Webseiten und in sozialen Netzwerken. Aus der Runde wusste darauf niemand eine Antwort. Einige rechtliche Einschätzungen zu Messengern liefern RechtZweinull oder Rechtsanwalt Schwenke .
- Bei der Caritas Frankfurt gab es neben geschlossenen Facebook-Gruppen auch WhatsApp-Gruppen unter den ehrenamtlichen und beruflichen Mitarbeitenden sozialer Einrichtungen. Hier zogen die Verantwortlichen allerdings die Bremse und legten die Gruppen (vorläufig) still. Die Mitarbeitervertretung hatte Einspruch erhoben. Sie mahnte an, dass der Messenger nicht nur zum Tausch von Diensten oder anderen dienstlichen Abmachungen genutzt werden kann, sondern auch die Privatsphäre von krankgemeldeten Mitarbeitenden verletzen könnte.
- Lokale youngcaritas-Gruppen arbeiten mit WhatsApp, wenn es um die Organisation von Aktionen und Ehrenamtseinsätzen geht.
Die Beispiele zeigen: Noch gibt es viel Unsicherheit in der Nutzung und dem Einsatz von Messengern. In der Runde waren sich allerdings alle einig, dass die Caritas weitere Erfahrungen mit diesen Diensten sammeln sollte. Auch in die Richtung dieser beiden Beispiele aus dem medialen Bereich:
- Die britische BBC lancierte 2014 einen Ebola-Service per WhatsApp, um möglichst viele Westafrikaner über die Krankheit zu informieren und die Seuche so einzudämmen.
- Das Bistum Essen verbreitete 2015 die Ostergeschichte per WhatsApp mit unerwartet großem Echo und Erfolg (siehe dazu Vortrag von Jens Albers auf der Digital-Werkstatt).
Beim Caritasverband Geldern-Kevelaer e.V. nutzen wir Whatsapp, um Ehrenamtliche für die Flüchtlingshilfe zu koordinieren. Es ist eine offene Gruppe, in der jeder neue Mitglieder hinzufügen kann. So haben wir mit der Gruppe in kürzester Zeit eine ziemlich große Reichweite erreicht. Und wenn spontan Hilfe oder Sachspenden benötigt werden, findet sich immer jemand, der weiterhelfen kann. Schneller und unkomplizierter geht’s nicht.