Ohne Digitalisierung keine Zukunft! (Teil III)

Oder: Das Geschäftsmodell von Google, die Trennung von Dienstlichem und Privatem und dass Druck von außen leider immer noch der beste Katalysator für Entwicklung ist.

Aus den Diskussionen in verrauchten Seminarräumen sind heute hochpreisige Kongresse und Tagungen geworden, die im Grunde immer die gleiche Botschaft haben: „Wer die Digitalisierung verschläft, den bestraft das Leben“ und, vielleicht mit Ausnahme der Ikonografie, konjugieren gerade alle Branchen die verschiedenen Best- und Worst-Case-Szenarien der Chancen und Risiken für die jeweiligen Geschäftsmodelle in SWOT-Analysen und Zukunftsworkshops durch. Aus den Organisationsentwicklern von gestern sind heute gefragte Unternehmensberater geworden, die für ein Referendariat zu alt waren und sehr früh erkannt haben, dass es schon lange nicht mehr um Technologien, als vielmehr eine umfassende Neuorientierung von Geschäftsmodellen, Lebenshaltungen und gesellschaftlichen Wandel geht.

Weder Hype noch Spiel

Was vor wenigen Jahren noch als Entwicklung vom Web 1.0 zum Web 2.0 diskutiert wurde, ist längst Realität: Unsere Mediengewohnheiten werden sich nicht ändern –  sie haben sich geändert. Unser Einkaufsverhalten wird sich nicht ändern, sondern hat sich geändert. Wer heute den digitalen Kühlschrank mit der Einkaufszettel-Funktion als Smartphone-App als „Spielerei“ abtut, steuert seine LED-Beleuchtungssysteme zu Hause mit einer App, mit der er die Raumtemperatur seiner Solarheizung und (gegen Zusatzgebühr versteht sich) auch den Carport für seinen Opel Ampera öffnet. Das alles funktioniert heute schon, obwohl der Heizungsmonteur niemals vom „Internet der Dinge“ gesprochen hat.

Wer die Digitalisierung verschläft, erleidet Schiffbruch.

Wer die Digitalisierung verschläft, erleidet Schiffbruch.

„Digitalisierung“ ist kein „Hype“, sondern ein ganz realer, strategischer Erfolgsfaktor für Organisationen und Unternehmen. Leider braucht es offenbar diese „Einsicht“ und den damit verbundenen Druck von außen, um der Überzeugungsarbeit auch in der eigenen Organisation neuen Schub zu geben. Denn nicht alles ließ sich in den Zukunftsworkshops der diversen OE- und UE-Prozesse regeln. Die, die mit Jeff Jarvis einen Paradigmenwechsel in der Unternehmenskultur einzuleiten versuchten, stießen auf die Paradoxie von Entscheidern, die zwar Google nutzen, sich aber plötzlich in einer Kapitalismuskritik übten, die man ihnen, ehrlich gesagt, nicht mehr zugetraut hätte. Plötzlich erwies sich der Datenschutz als praktischer Scharfmeister einer „Kritik des reinen Web 2.0“ und die Trennung von „Dienstlichem“ und „Privatem“ hält sich bis heute hartnäckig als kategorischer Imperativ in den Köpfen der Generation Golf.

Digitale Geschäfte

Gegen Digitalisierung sein ist wie gegen schlechtes Wetter sein: Die Möglichkeiten, die uns aktuelle Technologien und Systeme bieten, sind die Grundlage bestehender wie neuer Geschäftsmodelle. Und es wird wieder einmal der Nutzen sein, der die (Unternehmens)Entwicklung weiter vorantreibt und Skeptiker mitziehen lässt: Wer hätte 2001 ernsthaft damit gerechnet, was wenige Jahre später Nokia passieren wird? Die erfolgreichen Geschäftsmodelle der Old Economy werden so schnell verschwinden, wie der falsche Einsatz von Software (VW hat der Versuchung nicht wiederstehen können) einer ganzen Branche innerhalb weniger Tage Milliardenverluste beschert. Wem es nicht gelingt, seine Geschäftsmodelle digital zu transformieren, riskiert seine Existenz. So gesehen kommt nach wie vor den Organisations- und Unternehmensentwicklungsprozessen eine Schlüsselfunktion zu, gilt es doch den strategischen Nutzen neuer Technologien im Sinne des Auftrages und der Zukunftsvision einer Organisation zu beschreiben. Für die Caritas stellt sich dabei aus meiner Sicht nicht mehr  die Frage, „ob“, sondern „wie“ es uns gelingt, nicht nur ein Unternehmen mit über 500.000 Mitarbeitenden, nochmals so vielen Ehrenamtlichen und mehr als zwölf Millionen „Kunden“, sondern den gemeinsamen Auftrag der „Caritas“ in die Zukunft zu führen. Und egal, was in Zukunft sein wird: Sie ist auf jeden Fall digital!

1. Teil dieser Serie ging es um den Digitalen Urknall, der mit quakenden Modems den Siegeszug der EDV einläutete.

Im 2. Teil ging es um das Mittelalter der EDV: Kein Mensch sprach von „digitaler Transformation“, aber viele ahnten es und auch deshalb brauchte es eine gute Argumentationsstrategie.

Martin FuchsDer Autor ist Pressesprecher und Leiter der Unternehmenskommunikation der BBT-Gruppe.

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