Der Caritas-Graph: Mit Daten die Themenvielfalt der Caritas erkunden.

Die Beratung in der Caritas ist vielfältig, aber überall können Hilfesuchende gewiss sein, Gehör und Unterstützung zu finden. Die Zahl der individuellen Themen, die dabei im Beratungsalltag vorkommen, ist eigentlich unzählbar. Mit dem Projekt „Lernende Systeme in Beratung“ wird aber auch die Frage exploriert: Wie können wir die umfangreiche und diverse Expertise sichtbar machen und darüber eine bessere Vernetzung zwischen Beratenden ermöglichen? Deswegen müssen wir eigentlich genau bei dem Punkt anfangen: Wie können wir die Themen und Konzepte, die in der Arbeit der Caritas relevant sind, sammeln und darstellen? Um diese Frage zu beantworten, können wir verschiedene bestehende Datenquellen nutzen.

Was ist ein Beratungsthema?

Ein guter Startpunkt für die Suche nach einer Liste von Themen ist die Beratungsarbeit. Für die statistische Dokumentation und aufgrund von Rechenschaftspflichten oder aus fachlichen Gründen werden hier schon umfangreich Beratungsfälle kategorisiert und zugeordnet. Die Kategorien werden dabei zum Teil von Fachexpert:innen regelmäßig überprüft und bei Bedarf an die Beratungspraxis angepasst.

Ein Beispiel ist das Dokumentationssystem crea-client, das über 70 Beratungskategorien aufführt – von „Problemen mit der Arbeitsstelle“ bis zu „Aufenthaltsrecht / rechtl. Status“. In einem anderen Dokumentationssystem von Connext Viviendi finden wir ebenfalls Kategorien. Hier gibt es 24 Beratungskategorien von „Arbeit, Arbeitslosigkeit“ bis „Rechtsfragen“.

Und hier fällt uns schon die erste Herausforderung auf: Sind die Kategorien von zwei unterschiedlichen Programmen vergleichbar? Wie können wir die Kategorien zusammenführen?

Wissen ist kein Baum, sondern ein Netz.

Bei dem Vergleich der Kategorien von unterschiedlichen Systemen fällt direkt auf, dass manche Konzepte äquivalent sind: Das Konzept „Schule“, zum Beispiel, finden wir in beiden Systemen. Andere Konzepte sind ebenfalls sehr ähnlich oder fallen zumindest in den gleichen Bereich. Indem wir diese Relationen sichtbar machen, entsteht ein Netz von Konzepten, die jeweils einen Bezug zueinander haben. Technisch können wir dies mithilfe von Knoten und Verbindungen sichtbar machen. Daraus entsteht ein Graph, wie dieser hier:

Der Graph zeigt: Wie lassen sich die Kategorien von Vivendi mit den Kategorien von Crea Client verbinden?

Auf der technischen Ebene können wir jetzt durch diesen Graphen navigieren und automatisiert Fragen beantworten wie: Über welche Oberkategorien sind zwei Konzepte verbunden? Sind zwei Konzepte sehr ähnlich?

Der Wissensgraph wächst.

Von dieser Basis aus kann der Graph weiterwachsen. Mehr Informationen zu den Konzepten, Definitionen, Beschreibungen und weiterführende Links sind hilfreich, um die Bereiche weiter erklären. Das Caritas Glossar kennt zum Beispiel ganze 502 Fachbegriffe, die von Expert:innen erklärt werden. Zusätzlich finden wir auch hier Querverweise zu ähnlichen Themen.

Das Caritas Glossar als ein Graph mit Knoten (Artikeln) und Verknüpfungen (Links zwischen Artikeln).

Indem wir die Konzepte nun in unserem Beratungsthemen-Graph verorten, bekommen wir ein noch dichteres Netz von Konzepten und zusätzlichen Informationen.

Die Beratungskategorien verknüpft mit dem Glossar ergeben einen größeren Graphen mit vielen Verknüpfungen.

Über diese Verknüpfungen können wir zum Beispiel die Beratungskategorie „SGBXII“ in crea-client vom Glossar erklären lassen und haben direkt weiterführende Informationen zur „Hilfe zum Lebensunterhalt (SGB XII)“.

Es können nun immer weiter Wissensressourcen, Glossare und Kategoriensysteme hinzugefügt werden. Ein Beispiel ist das Glossar von asylnet, welches viele Konzepte in der Arbeit mit Geflüchteten erklärt (Die blauen Knoten in der folgenden Abbildung). Damit wächst der Graph auf 788 Konzepte.

Der Beratungsthemen-Graph mit fast 900 Konzepten aus Glossar, Asylnet, Crea Client und Vivendi.

Wofür können wir diesen Graphen nutzen?

Dieser Graph, der die Themen und Konzepte der Caritas beschreiben soll, ist natürlich nie vollständig. Er könnte Themen immer detaillierter aufschlüsseln, neue Themen-Gebiete vernetzen und mehr Verlinkungen einbeziehen. Dass der Graph nicht fertig ist, heißt aber nicht, dass er nicht nützlich sein kann.

In den Datenwissenschaften spricht man von einer Ontologie. Eine Ontologie ist eine formalisierte Systemdarstellung, die sowohl die Hierarchie von als auch die Beziehungen zwischen einzelnen Bereichen einbeziehen kann. Wichtig ist, dass Beziehungen formalisiert und kohärent sind.

Diese Ontologie können wir nun nutzen um, …

  • datenbasierte verbandsübergreifenden Definition von Expertise- und Beratungskonzepten zu erstellen.
  • die Verortung von Beratungsfällen und Informationen aus technischen Dokumentationssystemen miteinander in Beziehung zu setzen und gemeinsam auszuwerten.
  • Konzepte über verschiedene technische Systeme hinweg zu vernetzen.
  • über die Klassifizierung von Artikeln, Expertiseprofilen und vielem mehr intelligente Algorithmen und Systeme zu entwickeln.
  • und viele weitere Dinge umzusetzen.

Auf dem Weg zum Expertise-Finder.

Für eine sinnvolle und praxisorientierte Ontologie ist die Teilnahme von Beratenden und anderen Fachexpert:innen unumgänglich. Unser Ziel ist es, gemeinsam eine Ontologie zu entwickeln, die der Arbeitsrealität und -erfahrungen von Beratenden entspricht und in verschiedenen Anwendungsszenarien somit deren Arbeit effektiv unterstützen kann.

Habt ihr weitere Ideen, durch welche Quellen die Ontologie (Online-Lexika, einschlägige Foren, gute Kategoriensysteme u.a.) angereichert werden sollte? Oder fallen euch weitere interessante Anwendungsgebiete für die Ontologie in eurer Arbeit ein?

Wir freuen uns über Feedback und Ideen! Sendet sie direkt an uns über Johannes.Landstorfer@caritas.de oder Angela.Berger@caritas.de – und/ oder werdet Mitglied in der CariNet Arbeitsgruppe „Lernende Systeme“, um stets über Neuigkeiten und Beteiligungsmöglichkeiten aus dem Projekt informiert zu bleiben.

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