Das CariNet brummt. Mehr als 12.000 Menschen nutzten neulich an einem Tag das Intranet der Caritas. Eine Herausforderung für die Server und zugleich ein deutliches Zeichen: In Zeiten von Corona zeigt sich, welche Bedeutung ein gut aufgestelltes, für alle Fachleute frei erreichbares, verbandsübergreifendes Wissensmanagement hat.
Seit im CariNet die zentrale Infobörse der Caritas mit offiziellen Dokumenten aus Ministerien, einem täglichen Update aus dem Krisenstab des Deutschen Caritasverbandes (DCV) und der BAGFW online gegangen ist, suchen Mitarbeiter_innen so verzweifelt nach ihrem CariNet-Passwort wie nach ihrem Impfpass. Warum? Weil sie es in der letzten Zeit nicht brauchten. Das CariNet erschien vielen zu umständlich, zu unübersichtlich, schlicht in die Jahre gekommen.
Wie gelingen Kollaboration und Wissensmanagement im Verband?
Zu diesem Schluss kamen auch die Mitglieder der Delegiertenversammlung des Deutschen Caritasverbandes im vergangenen Herbst in Bamberg. In einem Beschluss forderten sie den Vorstand auf, das CariNet vor dem Hintergrund der Digitalen Agenda des Verbandes auf den Prüfstand zu stellen und zu klären, was es zur angestrebten Plattformfähigkeit des Verbandes beiträgt. Diesen Auftrag hat eine fünfköpfige Arbeitsgruppe des DCV im Januar 2020 übernommen. Im Zentrum steht nicht die Manöverkritik am bestehenden Tool, sondern die übergeordnete Frage: Welchen Bedarf und welche Erwartung haben Caritas-Mitarbeitende an die Unterstützung beim verbandlichen Austausch, der Kollaboration und dem Wissensmanagement über eine (wie auch immer geartete) digitale Lösung? Antworten darauf liefern neben statistischen Auswertungen vor allem Expert_innengespräche, Fokusgruppen und digitale Austauschrunden. Dass man solche Veränderungen nicht angehen kann, ohne mit den Nutzerinnen und Nutzern zu arbeiten hat, war hier schon öfter Thema.
Wie wichtig der aktuelle Prozess ist, zeigt die Tatsache, dass die Analyse und die Empfehlungen der Projektgruppe eine Entscheidungsgrundlage für die Gremien des Verbandes sein werden, auf der diese die Weiterentwicklung und Modernisierung digitaler Instrumente beschließen werden. Erste Ergebnisse sollen im Sommer dem Caritasrat vorgestellt werden.
Erfolg einer digitalen Plattform hängt von Transparenz und der Bereitschaft zum Teilen ab
Mitten in diesen Prozess platzt die Corona-Pandemie mit ihren Herausforderungen für die Hilfsangebote der Caritas, für die Lobbyarbeit für besonders betroffene Menschen, aber auch für die Zukunftsfähigkeit und finanzielle Absicherung unserer Dienste und Einrichtungen. Jetzt wird deutlich, wie groß der Abstimmungsbedarf bei der Erarbeitung von politischen Positionen und wie wichtig die Koordinierung verbandsübergreifender Prozesse ist. Wissen zur Verfügung stellen, voneinander lernen, sich austauschen und gemeinsam Ideen und Lösungen entwickeln – gerade in Krisenzeiten lässt sich erahnen, welch enormes Potenzial die Caritas als bundesweit aufgestellter Verband hier hat. Um dieses zur Entfaltung zu bringen (und auch um den Satzungsaufgaben des DCV gerecht zu werden), braucht es eine digitale Plattform, die die Zusammenarbeit über alle Ebenen und unterschiedliche IT-Infrastrukturen hinweg ermöglicht. Dass dies allein nicht genügt, machten einige Teilnehmer_innen der Fokusgruppen in Aachen und München deutlich: Egal wie gut die Tools zu bedienen sind, sie kommen nur zum Fliegen, wenn Nutzer_innen bereit sind, Wissen zu teilen und sich offen und transparent auszutauschen. Fachvorstand Eva-Maria Welskopp-Deffaa bringt es so auf den Punkt: „Die Frage nach den passenden Werkzeugen zur Unterstützung muss von der Suche nach einer kulturellen und auch organisatorischen Verankerung begleitet werden. Diese Aufgabe wird ein entscheidender Faktor auf dem Weg zum lernenden Verband sein.“
Der aktuelle Arbeitsprozess soll transparent werden – wir stellen Zwischenstände in der Facebook-Gruppe „caritas.digital“ vor und laden euch ein, euch dort einbringen. Das Projekt lebt von eurem Feedback!
Inzwischen wird ja immer deutlicher, dass die vielen “Arbeitsgruppen” in unserem Austauschnetz mehr sein können als Ablage-Orte: Sie versammeln eigentlich schon heute Interessierte um ein Thema. Es ist nur keine Community, weil der Austausch noch schwerfällt (kulturell und wegen der schwerfälligen Bedienung/Nutzeroberfläche) – und weil wir kein konsequentes Community Management betreiben. Wir pflegen diese Saat nicht, drum geht noch zu wenig auf. Dabei hat Vivian Pein das vor langer Zeit sogar schon beschrieben, worauf es bei Communities ankommt (nur halt fürs Engagement, nicht für den internen Wissensaustausch).